Elektrik-Problem oder mehr?

[xthomasx]

Kurz zur Vorgeschichte:

Vectra A 2.0, BJ 92, seit 93 im Besitz meiner Eltern, 10/06 wegen Neuanschaffung an mich weitergegeben. 157 tkm, davon 12 tkm durch mich. Immer Checkheft-gepflegt bis 05. Laut TÜV 12/05 Rost an tragenden Teilen, daher ist (vermutlich) 12/07 ohnehin Schluß. Bis dahin würde ich aber gern noch weiterfahren. Das Teil hat nie Probleme gemacht, sprang immer ohne langes Anlassen an... bis jetzt.

Der Schaden:

Am Mittwoch war noch alles problemlos, aber als ich am Freitag zu einem Wanderwochenende mit meinen Kumpels los wollte, ging nix mehr. Ich habe das Auto stehengelassen und bin mit Bus und Bahn gefahren.

Es bleiben nach dem Selbsttest einige rote (LiMa, Öldruck, Bremsflüssigkeit) und gelbe (Motor [rechts neben Handbremse]) Lampen an (außerdem ABS [ schon länger defekt] und Bremsscheiben [Sensor-Fehlfunktion]). Die Restkilometer-Anzeige an der Mittelkonsole spinnt auch (zeigt fast vollen Tank an, ist aber nur noch viertelvoll). Außerdem dreht sich der Anlasser zwar noch unverdrossen, aber die Kiste springt nicht an. Ansonsten fällt mir nichts weiter auf.

Bevor ich die Werkstatt anrufe und die Kiste für teuer Geld dorthin schleppen und reparieren lasse, wollte ich anfragen, ob Ihr vielleicht eine Ahnung habt.

Ich vermute irgendwas mit der Elektronik. Das Auto steht an einer schattigen und feuchten Stelle in einem engen Tal. Bis nachmittags ist dort Vollschatten; manchmal hält sich der Tau (und winters der Reif) ganztägig. Vielleicht ist da irgendwie Feuchtigkeit reingekrochen? Vielleicht ein Marder? Unten ist zumindest nix rausgelaufen, also sollten Öl- und Bremsleitungen intakt sein.

Für jeden Tip wäre ich sehr dankbar...

Thomas.

 

[Klaus aus Forst]

Hallo Thomas,

ich würde mit dem Auslesen des Fehlercode vom Motorsteuergerät bebinnen.
Hier braucht man nur eine Büroklammer und man muss etwas zählen.

Bringt der Fehlercode nichts, würde ich wie folgt weiter verfahren:

Prüfe bitte die Funktion der Kraftstoffanlage (Pumpe).

An der Einspritzanlage im Motorraum kommen 2 Schläuche an. Der eine Schlauch fördert den Kraftstoff über die Pumpe nach vorn, der andere Schlauch ist der Rücklauf zum Tank.

Mach den hinteren Schlauch an der Einspritzanlage ab und stecke ihn in eine Glasflache. Wenn du die Zündung einschaltest kommt für kurze Zeit die Ansteuerung für die Kraftstoffpumpe. In diesem Zeitraum werden ca. 30 bis 50 ml Kraftstoff gefördert. Kommt Kraftstoff mit dieser Menge, - ist die Pumpe wahrscheinlich in Ordnung.

Eine bessere Beurteilung der Pumpleistung kann man nur durchführen, wenn man eine Zeit die Pumpe laufen lässt und die Kraftstoffmenge (Buch: 0,8 bis 1,2 Liter / Minute) erfasst. In einer halben Stunde können ca. 20 Liter Kraftstoff gefördert werden, wenn der Tank vorher voll war. Ist der Tank nicht voll (ca. ¼ voll) hat die Pumpe eine sehr deutlich geringere Förderleistung und es kommt nur noch wenig Kraftstoff. An dieser Stelle kannst du alle Angaben von Büchern vergessen. Zum Autofahren reicht diese geringe Menge auf alle Fälle noch aus.

Es gibt dann immer noch die Möglichkeit, dass kein Kraftstoff kommt, die Pumpe i. O. ist und arbeitet. Außerhalb vom Tank an der rechten Hinterachse ist ein Kraftstofffilter angebracht. Dieser Filter sollten alle 60 Tkm (im Buch sogar 30Tkm) gewechselt werden. Oft wird der Wechsel vernachlässigt und der Filter wird undurchlässig. Prüfe bitte den Filter bevor du die Pumpe ausbaust. Dabei musst du aufpasst, sonst läuft dir dein Tank aus. Den Schlauch aus dem Tank sollte man mit einer Quetschschelle absperren. Der andere Schlauch kann nur leerlaufen, dass ist kein Problem. Im Prinzip kann man den Filter nur tauschen, bzw. für Testzwecke mit einem Kunststoff- oder Metallroh „überbrücken“. Den Kraftstoff sollte man natürlich auffangen, wegen der Umwelt und Grundwasserverunreinigung.

Kraftstoffpumpenrelais:
Das Relais herausziehen und die Anschlusskontakte (30 und 87) im Relaissockel mit einem geeignetem Drahtstück brücken. Besser ist es, wenn man sich eine Testleitung anfertigt, die z. B. 100 mm lang ist und an den Enden mit Flachstecker 6,3 x 0,8 versehen ist. Mit dieser Leitung kann man an dem Sockel von dem Kraftstoffpumpenrelais super arbeiten. Jetzt müsste die Pumpe für den Kraftstoff ständig laufen. Das funktioniert auch ohne „Zündung ein“. Ein Kraftstoffpumpenrelais kann auch defekt sein. Wo das Relais vom meinem neueren Vectra (Bj.12/94) ist, habe ich noch nicht herausfinden müssen. Der neuere Vectra hat diesen Relaiskasten nicht. Ich glaube das Kraftstoffpumpenrelais ist bei den neueren Vectras nicht mehr im Motorraum.

Weitergehende Hinweise:
Es gibt bei jedem Auto nicht nur beim Vectra viele Fehler die zum Nichtanspringen führen können, oft sind die Fehlerursachen mehr in der Elektrik zu suchen. Entscheidend für eine Fehlersuche ist zusätzlich die Laufleistung des Fahrzeuges und wann Verschleißteile, wie z.B. Zündkabel und Kraftstofffilter gewechselt wurden.

Zündfunken prüfen ist auch eine einfache Sache, die eine Grundfunktion des Autos anzeigt, jedoch keine verbindliche Aussage für die richtige Funktion der Zündanlage bringt. Es kann sinnvoll sein diesen Test im Dunkeln durchzuführen. Man kann unter diesen Lichtverhältnissen Fehler in der Zündverkabelung leichter erkennen.


Einige Ursachen für „Nichtanspringen“ des Motors können sein:
Zündkabel defekt
Die Verlegung der Zündkabel sollte man unbedingt aufzeichnen bevor man sie abbaut, sonst hat man später ein Problem.

Widerstandszündkabel altern – Lebenserwartung ca. 5 bis 10 Jahre oder 80.000 km bis 200.000 km; Probleme gibt es hauptsächlich auf der heißen Seite an der Kerze! Teilweise spielt auch Rost eine Rolle an den Steckanschlüssen.
Die Lebensdauer ist sehr stark von der Qualität des Materials abhängig. Man sollte hochwertige und dadurch etwas teuere Kabel kaufen. Manche Kabel halten nur einen Tag, wenn man tierischen Besuch im Motorraum hatte.
Die Zündkabel muss man auf Beschädigungen untersuchen und den Widerstandswert nachmessen. Je nach Länge sind es ca. 3 bis 20 kOhm. Beim Bewegen der Kabel darf sich der Widerstandswert nicht deutlich verändern. Die Kontaktgabe an Kerze und Zündverteiler muss sicher und fest erfolgen, sonst sind sie Schrott auch, wenn sie gerade aus dem Geschäft kommen. Zündkabel kann man normalerweise nicht reparieren. Notreparaturen sind immer mit deutlicher Längenänderung verbunden. Über Zündkabel werden Spannungen bis etwa 25.000 Volt zur Zündkerze geführt, das ist keine Spielerei und man kann bei laufendem Motor bei Arbeiten an der Zündanlage tödlich verletzt werden.

Zündkerzen
Diese Teile können natürlich auch eine Ursache für Nichtanspringen sein. Heute sind diese Teile jedoch aus der Mode gekommen, da sie meist bis zu 60 Tkm oder bei einigen Typen von Autos sogar 90 Tkm Laufleistung halten sollen. Beim Vectra A gilt nach meiner Ansicht eine Laufleistung von 30 Tkm. Sie halten bei Korrektur des Elektrodenabstandes auch länger. Anschauen sollte man sich die Zündkerzen in deinem Fall unbedingt.

Zündspule oder Zündmodul defekt
(Elektronikmodul an der Zündspule; nur bei 1,8i Motor)
Die Zündspule oder das Zündmodul sind kaum anfällig für Defekte.

Zündverteilerkappe defekt
(hält meist deutlich über 200.000 km; 1,8i und 2,0i von Bosch)
Manchmal hilft hier schon reinigen von Innen und die Funktion wieder herzustellen. Man kann die Teile richtig mit Seifenlauge abschruppen (z. B. mit einer Zahnbürste), abspülen und dann trocknen.

Verteilerfinger
(Widerstand (ca. 3 bis 5 k Ohm) defekt, hält meist deutlich über 200.000 km; 1,8i und 2,0i von Bosch) Die Komponenten (Zündverteilerkappe und – Verteilerfinger) von DELCO beim 1,6i Motor an der Zündanlage halten oft nicht einmal 80 Tkm.

Motorsteuergerät defekt
(Motorsteuergeräte sind allgemein, nicht nur bei Opel anfällig. Viele Steuergeräte halten ein Autoleben lang und die Besitzer des Autos wissen nicht wo und was das für ein Teil ist. Hier kann man bei einigen Fehlern durch das Auslesen des Fehlerspeichers einen sinnvollen Hinweis zur Fehlerbeseitigung bekommen.)
Bei Ersatz ist der Typ (Kennbuchstaben auf dem Steuergerät) sehr wichtig, nicht nur der Motor. Am und im Motorsteuergerät sollte man nicht herumbasteln, das ist Arbeit für Fachleute.


Viel Spaß bei der Suche
Klaus

 

[xthomasx]

Moin,

ich habe gerade bemerkt, daß ich mich gar nicht für die Tips bedankt habe...

Das Teil läuft inzwischen wieder: Es war nur ein Satz neuer Zündkerzen nötig (und etwas Werkzeug, denn die alten waren z.T. ziemlich festgerostet ). Jetzt habe ich hoffentlich noch zweieinhalb Monate Freude an der Kiste, bevor vermutlich der TÜV uns scheidet.

Mir bleibt trotzdem unklar, wieso die alten Zündkerzen von einem Tag auf den anderen schlappgemacht haben...

Viele Grüße und nochmals danke,

Thomas.

 

[masterzone]

Nun ja, das ist meistens so. Gerade bei Zündkerzen. Entweder sie funktionieren oder sie funktionieren nicht.

Irgendwann kommt halt der Zeitpunkt, wo sie den Geist aufgeben.